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Zwei Reliefs

Object type:Relief
Artist:
Tapper, Kain
Date:1994
Measures:H: 82 cm (Relief a), B: 32,2 cm (Relief a), H: 81,6 cm (Relief b), B: 37,5 cm (Relief b)
Material:Holz
Technique:Spachtelarbeit
Der finnische Bildhauer Kain Tapper, der 1994 in Lübeck den Overbeck-Preis erhielt, schuf diese beiden gespachtelten Reliefs im ehemaligen Siedlungsgebiet der Etrusker in Italien.

Die Tatsache, daß er in einer Schreinerfamilie aufwuchs und daß sein von großen Wäldern umgebener Heimatort Saarijärvi in Zentralfinnland ihn schon als Kind wesentlich prägte, erklärt, warum der Bildhauer bis heute das Material Holz für seine Arbeiten bevorzugt: "Wenn ich an meine Kindheit denke, dann habe ich lebendige Erinnerungen an dunkle Herbstnächte, an schwarze Scheunen und Mondlicht, und dann an Tierschädel, die von wildernden Hunden zurückgelassen wurden. Natur und Tiere bilden die Landschaft meines Herzens. Das ist auch der Grund, warum mich die Primitive Kunst, die ich auf meinen Reisen sah, so tief beeindruckte. Dieses sind die entscheidenden Elemente, die motivierenden Kräfte hinter meiner Arbeit?und seit dem, basierend auf dem Schädelmotiv, habe ich mich mit unseren Vorstellungen vom Tod und mit unserer Beziehung zum Leben, zur Zeit und zur Sterblichkeit auseinandergesetzt."1

Diese Intentionen werden auch in den beiden Reliefs sichtbar. Darüberhinaus klingt hier aber noch etwas anderes an, nämlich das Verhältnis des Menschen zur Natur.

Die natürlichen Materialien werden gesägt, bearbeitet und durch den Künstler verändert. Die Bearbeitungsspuren sind deutlich zu erkennen. Durch die grünliche Spachtelung und die Zeichnung wird der natürlich-gewachsenen Form mittig ein nicht exaktes, rechtwinkliges Element auf gezwungen und gemahnt dadurch an die Entfremdung des Menschen von der Natur. Zugleich aber erhalten die warm-farbigen Oberflächen durch die gespachtelte, wie Salbe aufgetragene Patina etwas Vernarbtes und Verletzliches. Sie künden auch vom Verfall. Obwohl nur als Reliefs betitelt, scheinen auch diese beiden Arbeiten das Thema des Grabes oder Grabsteins und damit des Todes zu reflektieren, wie ausnahmslos alle anderen Arbeiten dieses Künstlers dieser Zeit. Die Auseinandersetzung Tappers mit der Kulturlandschaft Etruriens, die ja vor allem durch Objekte des dem Leben zugewandten Totenkults und die in Tuffstein gehauenen Grabanlagen mit ihrer reichen Patina repräsentiert wird, ist ebenfalls ein bedeutender Auslöser gewesen. Beides spiegelt sich in diesen Reliefs.

Aus den Gegensatzpaaren von gewachsener, organischer und zugleich rationaler, menschengemachter Form, von Verletzung und Heilung, von großer Emotion und der auf das Essentielle reduzierten Formensprache ergibt sich die eindrückliche, geheimnisvolle Spannung dieser Arbeiten. Das Thema von Leben und Tod ist der geistige Hintergrund beider Werke.
Th. R.

1 Kain Tapper, zit. n.: Norbert Weber, Harmony with Nature - On the Sculptures of Kain Tapper, in: Ausst. Kat. Kain Tapper, Associação Cultural de Porto Brandão, Porto Brandão, 1998, ohne S.[12, 18], (Übersetzung des englischen Textes durch den Verfasser)

Literature:
  • Rodiek, Thorsten / Brigitte Heise / Gerhard Gerkens / Hildegard Vogeler / Ulrich Pietsch / Susanne Peters-Schildgen: Geschenkt - Gestiftet - Gekauft, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventory Number: 1994-638a-b

Signature: bezeichnet und datiert (u.r.: KT 94)

Image rights: Kunsthalle St. Annen


Iconographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst