Das Bild wird beherrscht von der Erscheinung des starken, mit einer Wolke bekleideten Engels, dessen Haupt wie die Sonne erstrahlt und dessen Hände ausfahrend eine Diagonale bilden, die sich in der Gestalt des Johannes fortsetzt. Die Füße des Engels sind, dem Text entsprechend, als Säulen dargestellt, deren obere Enden in Flammen übergehen. Mit der rechten Säule steht der Engel auf dem mit Wassertieren und Schiffen bestückten Meer, mit der linken auf der Erde. Er erhebt seine Rechte als Schwurhand zum leeren Thron Gottes, der von kleinen Putten verehrt wird, während ein anderer Engel sich von diesem himmlischen Bereich aus mit dem Redegestus seiner Rechten an Johannes wendet. Dieser Engel steht für die Stimme vom Himmel, die dem Seher und Evangelisten befiehlt: ?Geh! Nimm das offene Buch von der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht!? (Offenbarung 10,8) Dieser aber, der ?starke Engel? mit dem Buch, sagt zu Johannes: ?Nimm und verschling es! Es wird dich im Bauch grimmen; aber in deinem Mund wird es süß sein wie Honig.? (Offenbarung 10,9) Dieses Buch findet seine verwandelte Fortsetzung in dem Buch hinter Johannes, das mit seinen Schreibutensilien verbunden ist: das neue Buch, an dem er schreibt. Die im oberen Engel Gestalt gewordene ?Stimme vom Himmel? schafft auch eine Verbindung zwischen dem Thron Gottes und den Bäumen, die rechts das Bild abschließen. Wie die Pflanzen und der mit Gras bewachsene Fels im Rücken des Sehers und Evangelisten wachsen sie als Hoffnungszeichen auf dem Grund des neuen Buches, während sich hinter ihnen dürre Äste gegen den Himmel abzeichnen.

Lit: nach Ulrich Kuder, in: Ausst.-Kat. Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kunsthalle zu Kiel 2004.

Literature:

• Kuder, Ulrich / Bärbel Manitz / Walter Sparn: Des Menschen Gemüt ist wandelbar. Druckgrafik der Dürer-Zeit, Kiel, 2004

Inventory Number: A.B. 1168

Signature: bezeichnet (u. Mitte: AD)

Iconographie:

Offenbarung des Johannes