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Kampener Watt bei Seenebel I

Objektbezeichnung:Fotografie
Sachgruppe:Fotografie
Künstler:
Hentzschel, Harald
Datierung:2011
Maße:H: 50 cm, B: 60 cm
Rahmen: H: 70,5 cm, B: 88,7 cm
Material:Papier (Baryt-Papier)
Technik:Schwarzweißfotografie (analog - getonter Silber-Gelantine-Abzug)
An einem klaren Novembermorgen mache ich mich auf den Weg, um den originalen Schauplatz von Harald Hentzschels Werk "Kampener Watt bei Seenebel" in Augenschein zu nehmen. Das Bild des auf Sylt geborenen Künstlers - dem die Landschaften seiner Heimatinsel vertraut sind, wie anderen Leuten die eigene Westentasche - führt mich an einen Ort, an dem sich die Wattlandschaft als große Bühne darstellt. An diesem Morgen reicht die Sicht bis weit hinaus in den Inselnorden nach List. Die Syltfähre nimmt Kurs auf die dänische Schwesterinsel Römö, und im Listland sind die Wanderdünen als höckerartige Erhebungen erkennbar, die sanft in das von der Flut bedeckte Wattenmeer übergleiten.
Seit ich Hentzschels Schwarz-Weiß-Fotografie vor zwei Jahren in einer Ausstellung in dessen Westerländer "Lichtbilder-Galerie" sah, hatte sich die mystische Kraft des Bildes tief in mir eingegraben. Das wurde mir unlängst bewusst, als ich im Gedenken an den großen Erzähler Siegfried Lenz zu dessen Roman "Deutschstunde" griff. Der Zufall wollte es, dass ich die Stelle aufschlug, wo das "Butt pedden" beschrieben wird. "Also hier, wo Hilke und ich unseren Butt peddeten, soll es entstanden sein: Leben und all das; haben Sie so was schon mal gehört? Hier aus dem Watt, aus der schlammgrauen oder tonfarbenen Einöde, die von Prielen durchschnitten, von flachen Tümpeln durchsetzt war, soll sich ( ) der Aufbruch vollzogen haben." Als ich diese Zeilen las, zog Hentzschels grautonige Wattlandschaft in mir auf.
Lenz` Beschreibung deckt sich für mein Empfinden mit dem, was ich auf Hentzschels Bild im Vordergrund erblicke. Mehr noch: Das Bild lenkt meine Gedanken auf die Geschichte des Lebens von den Anfängen im Meer; es versetzt mich in ein Staunen darüber, was die von Hentzschel meisterhaft in Szene gesetzte Naturlandschaft in mir auslöst. Es ist vor allem ein Gefühl der Demut, sodann die Dankbarkeit für die aus der Natur empfangenen Eindrücke, die mich wie die Traumberge meiner Kindheit begleiten. In dieser Annäherung gründet die mystische Kraft von Hentzschels Werk - eine Kraft, die mich zu existentiellen Fragen hinführt. Ob sich der Seenebel lichtet oder das Ufer, zu dem wir schwimmen müssen, immer weiter im Seenebel entschwindet, das bleibt im Kampener Watt eine offene Frage. (Lars Wiggert in: "entgrenzt". Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 40)

Inventarnummer: st2012-3091

Signatur: signiert und nummeriert (Unter Handabzug rechts: 1/5 Hentzschel)

Signatur: datiert (unten links: 2011)

Signatur: betitelt (unten links: Sylt)

Abbildungsrechte: Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein


Ikonographie:     
Watt
Dargestellter Ort:Kampen / Sylt