Das auf dem Ostufer der Kieler Förde gelegene Fischerdorf Ellerbek zog mit seinen reizvollen, idyllischen Motiven immer wieder Künstler an. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde durch die Kunstaufassung der Romantik auch die Schönheit der Kieler Förde entdeckt. Der einer Kieler Malerfamilie entstammende Thomas Wolters gehörte zu der jüngeren Generation Kieler Landschaftsmaler, die um die Jahrhundertwende zum Malen nach Ellerbek kamen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Ellerbek durch die Stationierung der Marine in Kiel und die damit verbundene Ansiedlung der großen Werften auf dem Ostufer, die sich bald bis zum Fischerstrand ausdehnten, deutliche Veränderungen erfahren. Seit 1868 musste Ellerbek noch dreimal Land an die Werften abtreten, bevor das Dorf 1903 endgültig abgerissen wurde. Als der Abbruch der letzten Fischerhäuser kurz bevorstand, bemühten sich Kieler Maler wie Fritz Stoltenberg oder Thomas Wolters noch einmal, das Idyll am Strand festzuhalten.Dabei blendeten sie die längst vollzogenen Modernisierungen im Ortsbild fast vollständig aus und konzentrierten sich auf besonders altertümlich anmutende Motive. Das von Wolters dargestellte Interieur zeigt eine Bauernhaus-Diele mit Schwibbogenherd, vor dem eine junge Frau beim Kartoffelschälen zu sehen ist. In schlichter Einfachheit hat Thomas Wolters das idealisierte Interieur der Ellerbeker Fischerhäuser gehalten und den Menschen einen ruhig konzentriertem Ausdruck gegeben. Die Gemälde entstanden kurz vor Abbruch des Dorfes im Atelier und geben ein rein fiktives Bild wieder. Das Künstler sahen in den Ellerbeker Motiven noch immer unberührtes Volksleben und Naturverbundenheit suchten.

Inventarnummer: 71/2001