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Bildnis Fürst Otto von Bismarck

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:Malerei
Künstler:
Lenbach, Franz von
Datierung:1895
Maße:H: 147 cm, B: 104 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Stil:Realismus
Sowohl der künstlerische Akt des Porträtierens als auch die Betrachtung des vollendeten Bildnisses sind komlpexe Vorgänge, die über ein bloßes Erkennen und Benennen des Dargestellten weit hinausreichen. Unterschiedliche Bildvorstellungen und Vorstellungsbilder treffen im Porträt zusammen. Lediglich die Gesichtszüge eines Dargestellten 'naturgetreu' zu reproduzieren, reicht nicht aus, um ein Porträt lebensecht erscheinen zu lassen. Die Diskussion um eine vollkommene mimetische Nachbildung der menschlichen Erscheinung gewann mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert erneut an Bedeutung. Wie schon in den Jahrhunderten zuvor mechanisch gewonnenen Abbilder des Menschen - etwa Totenmasken - für künstlerisch wertlos erachtet wurden, so hielt man trotz der anfänglichen Begeisterung über die technischen Möglichkeiten des neuen Mediums an der Überlegenheit der traditionellen Bildkünste fest, die den Anspruch erhoben, Abbild und Sinnbild in sich zu vereinen. Trotz aller Kritik nutzte aber fast jeder Porträtist des 19. Jahrhunderts zumindest gelegentlich die Fotografie als Hilfsmittel, um auch ohne langwierige Sitzungen das Modell gleichsam vor Augen zu haben.

So verfügte Franz von Lenbach, ein überaus gefragter Porträtmaler der gehobenen Gesellschaft, über ein umfangreiches Archiv fotografischer Aufnahmen, nach denen er viele seiner Bildnisse gemalt hat (1). Das Porträt "Fürst Otto von Bismarck" (1895) in der Kunsthalle zu Kiel entstand, wie die anderen Bildnisse des Reichskanzler auch, nach fotografischer Vorlage. Die Auseinandersetzung mit dem neuen Medium führte bei Lenbach jedoch nicht zu innovativen Bildfindungen. Im Gegenteil, der Künstler übertrug vielmehr Darstellungskonventionen der älteren Bildnismalerei - etwa der europäischen Hochrenaissance und des Barock - auf das inszenierte Arrangement der Modelle schon vor der Kamera und entsprach so den repräsentativen Bedürfnissen seiner Auftraggeber.

(1) Vgl. J. A. Schmoll gen. Eisenwerth, Lenbach und die Photographie, in: Franz von Lenbach 1836-1904, Ausst.-Kat. Lenbachhaus München 1987, S. 63-97.

Lit: See history 2003, Kunsthalle zu Kiel, Kiel, S. 72, 74.

Literatur:
  • Haseloff, Arthur: Führer durch die Gemälde-Sammlung, Kiel, 1938
  • Kunsthalle zu Kiel (Hrsg.) / Richard Sedlmaier (Hrsg.): Kunsthalle zu Kiel. Katalog der Gemäldegalerie, Kiel, 1958
  • Jensen, Jens Christian / Johann Schlick: Kunsthalle zu Kiel. Katalog der Gemälde, Kiel, 1973
  • Jensen, Jens Christian (Hrsg.): Vor hundert Jahren: Dänemark und Deutschland 1864-1900. Gegner und Nachbarn, 1981
  • Jensen, Jens Christian / Johann Schlick: Kunsthalle zu Kiel Christian-Albrechts-Universität: Sammlungen und Baugeschichte 1854 bis 1986, Hamburg: Hans Christians Verlag, 1986
  • Jensen, Jens Christian / Johann Schlick / Peter Thurmann: Eine Festschrift zum 150jährigen Jubiläum des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins, 1993
  • Georgen, Theresa: Inkarnat und Projektion, 1994
  • Kunsthalle zu Kiel (Hrsg.) / Dirk Luckow (Hrsg.): See history 2003. Eine Sammlung wird ausgestellt, Hamburg: Christians Verlag, 2003

Inventarnummer: 369

Signatur: bezeichnet und datiert (u. r.: F.Lenbach 1895)


Ikonographie:     
Porträt