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Baldachinfragment eines Retabels

Objektbezeichnung:Altarfragment
Sachgruppe:3. Altarreste / Maßwerke / Baldachine
Ort:Lübeck
Datierung:um 1500
Maße:H: 41,5 cm, B: 70 cm
Material:Eiche
Technik:geschnitzt
gefasst (glanzvergoldet mit blau und rot abgesetzten Kehlen)
Von den ursprünglich wohl vier dreiseitig gebrochenen Maßwerkbaldachinen haben sich zwei erhalten. Sie bestehen aus gestelzten Rundbögen mit durchbrochenen Fischblasenvorhängen, die von krabbenbesetzten Kielbogenrahmungen überfangen werden und in einem zweiten Geschoß ebenfalls durchbrochene rechteckige Lanzettenfelder aufweisen. Diese waren ehemals hinterfangen von einer zweiten Schicht dreiseitig gebrochener Aufsätze, deren Befestigung noch aus den Nutrillen auf der Oberseite des horizontalen Deckbrettes hervorgeht, das als Träger des Baldachins und Gefachabschluß dient. Zwischen den von profilierten Konsolen getragenen hohen Fialen, die bis auf eine vollständige Fiale ganz oder teilweise verloren sind, saß - gleichsam schwebend vor den einzelnen Baldachinseiten - eine dritte vordere Schicht à jour gearbeiteter, zweiseitig gebrochener Maßwerkschleier. Von dieser ebenso aufwendigen wie fragilen Dekoration sind mehrere abgefallene Proben erhalten, des weiteren die Nagelspuren und winzigen Ansatzstücke der Bogenprofile zu Seiten der auffälligen Gehrungsschnitte an den Kielbogenfüßen, an den auch die Goldauflage ausgespart wurde.
Ein dritter Baldachin ist im Bereich der rechten Fiale abgesägt worden, davon nur noch ein einzelnes Schleierbrett erhalten. Die durchtrennte Fiale war zwischenzeitlich für die museale Präsentation in dem Retabelfragment Inv. Nr. 24,2 sekundär auf der linken Seite wieder angenagelt worden (Much 1920 [Abb. 43] zeigt diese Präsentation im damals leeren oberen Schreingefach des Flügelretabels der Thomas-Bruderschaft; vgl. Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck 3, Abb. S. 365), ist aber nach Auflösung dieser Komposition abgefallen und nunmehr ebenfalls loses Einzelstück.

Vergleichbare Mikroarchitekturen mit schwebenden Maßwerkschleiern kommen an den Lübecker Schreinen um 1500 häufiger vor (vgl. Inv.Nr. 80), jedoch nirgends vergleichbar filigran und raffiniert. Ein Werkstattzusammenhang scheint hingegen mit dem Flügelretabel in der Laurentiuskirche im schwedischen Söderköping (Östergötland) zu bestehen, das als Lübecker Exportwerk der Jahre um 1500 anzusehen ist, und nahezu identische Baldachine aufweist (vgl. Tångeberg 1986, passim, Abb. 174 b S. 224).

Aus: Albrecht 2005, Kat. Nr. 102

Inventarnummer: 2004-22

Abbildungsrechte: St. Annen-Museum