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Sarcoma mandibulae. Krankenbildnis Johann Schlüter

Objektbezeichnung:Zeichnung
Sachgruppe:Allgemeine Chirurgie
Künstler:
Fürst, Julius
Ort:Kiel
Datierung:1892
Maße:H: 44 cm, B: 28,5 cm
Material:Karton
Technik:Bleistift
Tusche
Deckweiß
Die sicher von Fürst angefertigte Abbildung zeigt denselben Patienten wie Inv.-Nr. G 1991-398 als farbig ausgeführtes Profilbild nach rechts, das drei Wochen später als die Bleistiftskizze datiert ist. Im wesentlichen enthalten die mit Bleistift ausgeführten Bildaufschriften und die Bildunterschrift keine neuen Informationen, als daß der Tumor seit 20 Jahren besteht. Man muß davon ausgehen, daß es sich um einen zunächst gutartigen Tumor gehandelt hat, der bösartig geworden ist und deutlich sichtbar in die Halsweichteile oberhalb des rechten Schlüsselbeins metastasiert hat. Dort wölbt sich eine Tumormetastase vor, die kurz vor dem Durchbruch durch die Haut steht, wie die rötliche Verfärbung und die Gefäßinjektion zeigen. Wie auf der Bleistiftzeichnung in Inv.-Nr. G 1991-398 ist die Fazialisparese mit allen ihren Charakteristika deutlich sichtbar.
Eine Zuordnung des Tumors ist schwierig, ohne die Informationen der Bildunterschriften würde man eher die Diagnose eines exulzerierten bösartigen Speicheldrüsentumors, z.B. eines Karzinoms in einem pleomorphen Adenom, stellen. Ein primär bösartiges Unterkieferkarzinom oder Unterkiefersarkom mit 20jähriger Vorgeschichte ist kaum vorstellbar.
Die Angabe „auf Lues behandelt“, „nächtliche Schmerzen“ und „6 todtgeborene Kinder“ weist auf Esmarchs Lehrmeinung hin, daß die Lues eine vererbbare Disposition für Krebs und andere bösartige Erkrankungen darstellte, die er 1889 in einem Vortrag auf dem 18. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie vertreten hat (1). Die Behandlung mit „170,0 Jodkali und 85,0 ung. hydr. cin.“ Ist eine für die Zeit typische Behandlung eines zerfallenden Geschwürs. Jodkali hat eine desinfizierende, wundreinigende Wirkung und mildert den Gestank des zerfallenden Gewebes. Unguentum hydrargyri cinereum ist eine Quecksilbersalbe, seinerzeit das Standarstherapeutikum syphilitischer Geschwüre.

Hans-Helfrich Petersen, in: Jörn Henning Wolf und Franz Härle (Hg.): Krankheiten des Gesichts in künstlerischen Illustrationen des 19. Jahrhunderts, Neumünster 1994, S. 122-123, Kat. Nr. 71.

1 Esmarch, F.: Über die Ätiologie und die Diagnose der bösartigen Geschwülste, insbesondere derjenigen der Zunge und der Lippe. Arch Klin Chir 34 (1889), S. 349

Literatur:
  • Wolf, Prof. Jörn Henning (Hrsg.) / Franz Härle (Hrsg.): Krankheiten des Gesichts in künstlerischen Illustrationen des 19. Jahrhunderts (= Kieler Beiträge zur Geschichte der Medizin und Pharmazie, 21), Neumünster: Wachholtz Verlag, 1994

Inventarnummer: G-1990-130

Signatur: beschriftet (o.r.: [Kartondefekt] ann Schlüter)

Signatur: beschriftet (o.l.: Sarcoma mandibulae inop. / Tumor musc. stern. cl. / Auf Lues behandelt (nächtl.) / 6 tote Kinder / Nach 85 graue Salbe / 170 gr Jodkali ungeh. / auf Wunsch entl. / zu Hause gestorben)

Signatur: beschriftet (u.l.: Sarkoma mandibulae [unterstrichen] seit 20 Jahren. /do[?] des musc. sternocleido mast. seit (inoperabel) / (nächtl. Schmerzen, 6 todtgeb. Kinder) / Johann Schlüter [unterstrichen]. 69 j. 12/10 92.)

Signatur: beschriftet (u.l.: 170,0 Jodkali u. 85,0 ung. Hydr. Cin. / [Kartondefekt] nsch entl. 23/10 92.)

Abbildungsrechte: Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung


Ikonographie:     
Tumore