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Zwei Hunde

Objektbezeichnung:Gemälde
Sachgruppe:A. Gemälde
Hersteller:Atelier Haas
Hersteller:
Appel, Karel
Datierung:1958
Maße:Gewicht: gr, H: 64 cm, B: 90 cm
Material:Leinwand
Technik:Öl
Stil:Cobra
In den Jahren 1948 ? 1951, als sich die Gruppe bereits wieder auflöste, gehörte der Niederländer Appel zur internationalen und wegweisenden Künstlergruppe COBRA (Copenhagen ? Brüssel ? Amsterdam), zu deren Mitgliedern Asger Jorn, Constant, Corneille, Lucebert, Dotremont u.a. zählten.
Bewußt verarbeiteten die deutlich vom Expressionismus herkommenden Künstler die unmittelbaren Erfahrungen des vorangegangenen Krieges. Zugleich distanzierten sie sich aber auch von den in der damaligen Malerei dominierenden abstrakten Tendenzen. Die Kunst von Geisteskranken, von Kindern und die der Naturvölker bot für ihre künstlerischen Ziele große Anregungen. Insbesondere setzten sie sich auch mit der „Art Brut“ des Franzosen Dubuffet auseinander. Genauso aber läßt sich hier der Einfluß der informellen Malerei nicht leugnen. Im Gegensatz zu dieser allerdings hat Appel nie den Kontakt zur sichtbaren Welt aufgegeben.
Das von einem aggressiven Dreiklang aus Schwarz, Rot und Grün bestimmte Bild zeigt noch deutlich die genannten Anregungen. Erst bei genauem Hinsehen erkennt man die mit heftigen Pinselschwüngen hingesetzten, vor Vitalität schier berstenden Tiergestalten. Ihre Physiognomien changieren zwischen Tierkörpern und menschlichen Antlitzen.
Die schreienden und unvermischten Farben bilden ein die Bildoberfläche zum Vibrieren bringendes Relief, das dem heftigen Charakter der Figuren kongenial entspricht. Teilweise wurden die Farben mit dem Pinselstil ausgefurcht, um die wirbelnde Heftigkeit des Bildgeschehens und die ungeschlachte Kraft der Malweise zu steigern. Dabei betonen sowohl die Formen als auch die Farben die Fläche des Bildes. Alles entsteht hier ohne präzise Konturierung allein aus der Farbe selbst, die zu brodeln scheint.
Asger Jorn, dessen erste öffentliche Arbeit Fragende Kinder für das Amsterdamer Rathaus einen Skandal auslöste, infolge dessen das Werk übermalt wurde, zeigt in einem solchen Gemälde, daß selbst nach zehn Jahren bei ihm noch der Geist COBRAS lebendig war, wie ihn der niederländische Kollege Constant 1948 beschrieben hatte: „In dieser Periode der Umwälzung kann der schaffende Künstler keine andere Rolle spielen als die des Revolutionärs, und er ist verpflichtet, die letzten Reste einer verflachten und hinderlich gewordenen Ästhetik zu vernichten, um die schöpferischen Instinkte, die noch unbewußt im Menschen schlummern, aufzuwecken. Die Massen, erzogen mit Schönheitsbegriffen, die außer halb von ihnen entstanden sind, kennen ihre eigenen kreativen Möglichkeiten noch nicht. Diese werden stimuliert durch eine Kunst, die nicht präzisiert, sondern suggeriert, die durch das Erwecken von Assoziationen und Spekulationen hier über eine neue phantasievolle Sehweise zustande bringt.“3
Die Tatsache, daß nach dem Grauen des Zweiten Weltkriegs das Bild von der Realität vielen Künstlern als zerbrochen erschien und daß man unter der Oberfläche des Scheins auch die dunklen und destruktiven Kräfte erkannte, erklärt eine derartige künstlerische Arbeitsweise: „Ich male wie ein Barbar in barbarischer Zeit.“4
Th. R.

3 zit. n.: Klaus Honnef, Eine Welt ohne Zwang, in: Karel Appel, Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 32, München 1995, S. 7
4 zit. n.: siehe Anmerkung 3, S. 7

Rodiek, Thorsten (Hrsg.), Geschenkt ? Gestiftet ? Gekauft. Kunst nach 1945 aus den Sammlungen des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Hamburg 2003, S. 14.

Literatur:
  • Rodiek, Thorsten (Hrsg.): Geschenkt - Gestiftet - Gekauft. Kunst nach 45 aus den Sammlungen des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Hamburg: ConferencePoint Verlag, 2003

Inventarnummer: 1998-39

Signatur: signiert und datiert (u.r.: Appel '58)


Ikonographie:     
Abstrakte, ungegenständliche Kunst