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Baumlandschaft |
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Mit teils feinem, teils kraftvoll anschwellendem Federstrich hat Wolf Huber eine unwegsame Landschaft auf dem hellen Papiergrund erschaffen, ein Stück erdachter Natur, das durch einen verwitterten, von Flechten und Moosen überwucherten Baum beherrscht wird. Von weiteren Bäumen begleitet, erhebt sich sein Stamm auf einem unzugänglichen Felsgrat, der nach hinten steil abfällt und den Blick auf einen Fluss und eine ferne Bergkette freigibt. Obwohl die Szenerie menschenleer ist, trotzen doch Spuren menschlicher Zivilisation dieser Wildnis. Eingebettet in dichten Wald sind am befestigten Flussufer zwei Hütten zu erkennen, auf einem Hügel dahinter wurde eine kleine Burg oder Wehrkirche errichtet. Den Baum, als »Helden« des Blattes, nimbiert ein dramatisch sich auftürmendes Wolkenmassiv, hinter dem Sonnenstrahlen mit Macht hervorbrechen. Die Baumlandschaft scheint dem Betrachter geradezu von romantischer Naturauffassung beseelt zu sein, doch was sich dem ersten Blick ungebändigt und kreatürlich wuchernd darbietet, erweist sich bei eingehender Hinwendung als eine ausgewogen komponierte und virtuos umgesetzte künstlerische Vision. So ist der zentrale Baum fest im Goldenen Schnitt der Blattbreite verankert, desgleichen gibt der Berggipfel im Hintergrund dieses ideale Maßverhältnis für die Bildhöhe an. Über diesem Achsenkreuz entwickelt sich ein durchkonstruiertes Raster von strengen horizontalen und vertikalen Linien sowie Diagonalen, in das alle Bildmotive eingespannt sind. Die Vorstellung einer unbezwungenen Natur, einer Seelenlandschaft, ist zweifellos der Phantasie des Künstlers entsprungen, doch erst seine ordnende Hand hat sie zu Papier gebracht. Ist die Szenerie nicht gesehen, sondern erfunden, so folgt auch die Ausgestaltung der Bildelemente nicht dem Naturvorbild. Huber hat in seinen Werken eine meisterhafte zeichnerische Sprache entwickelt und beschrieb insbesondere Naturformen mit einer unvergleichbaren Ornamentik. Vermeint man auf den ersten Blick Blattwerk und Gebüsch, Wasserstrudel und Felsgestein zu erkennen, so löst sich bei längerem Betrachten der mimetische Gehalt mehr und mehr auf, die abstrakte Schönheit der Linie gewinnt Oberhand und Überschneidungen der Formen werden zugunsten des ästhetischen Eigenwerts vermieden. Q.: Kunsthalle zu Kiel: Die Sammlung, Kiel 2007, S. 22. Literatur:
Inventarnummer: AB.Hz. 43 Signatur: bezeichnet (verso, v. fremder Hand: H.S. Lautensack 1550.) Abbildungsrechte: Kunsthalle zu Kiel
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